Nachfolgend können Sie sich über ein paar Begriffe im Fenster- und Türenhandwerk informieren, um sich etwas besser in diesem Gebiet zurecht zu finden.
Kastenfenster
Im späten 19. Jh. sehr häufig an zu treffender Fenstertyp, bei dem es jeweils ein Außenfenster und ein Innenfenster gibt, welche durch eine Kastenkonstruktion zu einer Einheit zusammen gefügt werden. Der dabei entstehende Zwischenraum diente schon damals der besseren Wärme- und Schallisolierung trotz Einfachverglasung. Heute sind nur mit dieser Bauweise Elemente bis SSK6 möglich.
Sprossenfenster
Hierbei sind die Glasscheiben entweder durch Wiener Sprossen „optisch“ oder Mittels einer echten Sprosse geteilt, um Gebäuden eine besondere Ästhetik zu verleihen bzw. bei denkmalgeschützten Gebäuden die Originaloptik von Fenstern darzustellen. Diese Fenster sind häufig in Altbauten anzutreffen. Jedoch sind handwerklich einwandfrei gefertigte, neue Sprossenfenster eher selten zu sehen.
Wiener Sprosse / Echte Sprosse
Die Wiener Sprosse deutet eine echte, Glasteilende Sprosse an. Diese Entwicklung war nötig, da die benötigte Sprossenstärke aufgrund des höheren Gewichts von Isolierglas zu groß ist. Im Vergleich zur echten Sprosse, bei der die Glasfelder auch einzelne Glasscheiben sind, ist bei der Wiener Sprosse die Glasscheibe durchgehend und die Sprossenpositionen mit Abstandhaltern versehen. Dadurch wird die genaue Position der Sprossen vorgegeben und der Eindruck einzelner Scheiben vermittelt.
Leinölfarben
Beschichtung für Holz- und Metallbauteile auf Leinölbasis. Werden seit Jahrhunderten in Kunst und Handwerk verwendet. Im 20. Jh. etwas in Vergessenheit geraten besinnt man sich heute wieder vermehrt der Verwendung von Leinölprodukten. Durch ihre stark offenporige Struktur ist Leinölfarbe ideal zum Gestalten von Holz, da Feuchtigkeit sehr gut ausdiffundieren kann. Weiterhin sind Leinölanstriche auf Holz einfacher zu restaurieren bzw. zu erneuern, da beim Altern die Farbe nicht aufbricht, abplatzt oder abblättert. Diese Technik ist besonders in Skandinavien verbreitet, wo sehr viele Häuser nur aus Holz bestehen und den extremen klimatischen Bedingungen Nordeuropas trotzen.
Geschlossene Brüstung / Industrienut
So bezeichnet man die Fuge an den Eckverzapfungen von Holzrahmenprofilen. Sie ist bei Industriefertigung zu finden, da bei der maschinellen Verarbeitung der Hölzer diese Kante bereits beim Fräsen gebrochen wird um einen einheitlichen Farbauftrag auch an Kanten zu gewährleisten. Das nicht Vorhanden sein dieser Fuge ist ein Zeichen für eine hohe handwerkliche Fertigkeit in der Produktion.
Fachwerkfenster
Häufig mit Sprossenfenster gleich genannt. Im Unterschied zum normalen Fenster mit Innenanschlag sitzt ein Fachwerkfenster in der lichten Öffnung zwischen den Fachwerkbalken. Hier ist auf wenig Rahmenbreite Wert zu legen, da sonst zuviel Glasfläche und somit Tageslicht verloren geht. Normale Rahmenprofile sind für die kleinen Maueröffnungen im Fachwerk eher wenig geeignet, Profile aus Kunststoff gar nicht, da durch die sehr breiten Profile extrem viel Glasfläche verloren geht.
„Dänisches“ Fenster
Bezeichnet ein nach außen aufschlagendes Fenster. Aus der Geschichte hervor gegangener Fenstertyp, bei dem bei Unwetter und Sturm die Fensterflügel durch den Winddruck in den Falz gepresst wurden und dadurch dichter wurden. Dieser Typ ist in Norddeutschland und nordischen Staaten verbreitet. Heute sind diese Fenster wieder interessant, weil beim Öffnen nichts von der Fensterbank geräumt werden muss. Allerdings sollte man diese Bauart bei mehrstöckigen Gebäuden nur im Erdgeschoss anwenden, da die Reinigung und Pflege in höheren Geschossen problematisch sein kann.
Verdeckter Beschlag
Besonderer Fensterbeschlag, welcher sich komplett im Fensterfalz befindet. Im geschlossenen Zustand sind keinerlei Beschlagteile zu sehen. Durch nach innen verlagerte Drehachsen der Fensterflügel ist es möglich noch schmalere Profilkonstruktionen und Rahmenansichten zu erlangen. Besonders in der Denkmalsanierung ist dieser Beschlag eine willkommene Alternative, weil man dadurch bei geringen Anschlagbreiten das äußere Erscheinungsbild historischer Gebäude zu 100% erhalten kann.
Diffusion
Physikalischer Vorgang, bei dem über Durchmischung von Stoffen, hervorgerufen durch unterschiede im Energieniveau, ein Energie- bzw. Konzentrationsausgleich stattfindet. Im Baubereich als Wasserdampfdiffusion in der Einheit sd in Meter angewendet. Der sd-Wert eines Materials gibt den Diffusionswiderstand in Metern an, welchen im vergleich eine so Dicke stehende Luftschicht besitzt. Diese Angaben sind besonders in der heutigen Bauweise von Häusern wichtig, da durch die Komplexität und die Luftdichtheit von Neubauten die Feuchteregulierung der Innenräume immer problematischer wird.
Wärmebrücke
Umgangssprachlich oft auch als Kältebrücke bezeichnet. Bezeichnet einen Punkt oder eine größere Fläche eines Bauteils (z.B. Außenwand), bei der die Oberflächentemperatur niedriger ist als die umgebende Fläche. Beispiele hierfür sind z. B. Heizkörpernischen, Balkonbefestigungen in Außenwänden oder Bauanschlussfugen. Sinkt die Oberflächentemperatur eines Bauteils unter eine bestimmte Temperatur (bei entsprechender Luftfeuchtigkeit) kommt es zur Kondensation von Luftfeuchtigkeit, dadurch zur Durchnässung des Bauteils und u. U. zur Schimmelbildung. Weiterhin wird die Auskühlung dieser Fläche durch die zunehmende Durchfeuchtung noch verstärkt.
Hanf / Hanfdämmung
Dämmfasern aus Hanf bieten erstaunliche Vorteile beim Bauen. Sie sind feuchteregulierend, Allergenfrei, besitzen eine positive CO2- Bilanz und sind Schimmelresistent und somit frei von Pestiziden. Beste Wärmedämmung durch niedrige Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) und hohe Wärmespeicherkapazität. Bei der Dachdämmung zeichnet sich Hanf durch seinen sehr guten sommerlichen Hitzeschutz sowie Schallschutz aus.
„RAL“- Montage
Eine RAL- Montage als solche gibt es nicht. Er ist vielmehr aus Vereinfachungsgründen Umgangssprachlich entstanden und bezieht sich im Allgemeinen auf die Einhaltung allgemein anerkannter Regeln der Technik für die Montage. Grundsätzlich ist hier auf die Einhaltung der Grundregel „innen dichter als außen“ bei der Montage zu achten. Montagebeispiele sind nur funktionsorientiert aufgeführt. Durch neuartige Bauweisen und energieeffizientes Sanieren von Bestandsbauten ist immer häufiger eine objektbezogene Auswahl der Montageart sowie der Materialien erforderlich.
Wetterschenkel / Wasserschenkel
Ein am Fensterflügel unten zusätzlich angebrachtes Holzprofil. Hierbei unterscheiden wir aufgesetzte Wetterschenkel (bei industieller Fertigung üblich) und Wetterschenkel in einem Stück. Wetterschenkel in einem Stück sind die Urform, bei der das untere Flügelholz im Außenbereich aus einem Stück Holz besteht. Dies hat den Vorteil, dass der untere Flügel- und Rahmenbereich allein durch den Wetterschenkel vor direkter Bewitterung geschützt ist. Die oftmals als undekorativ angesehene Regenschiene entfällt dabei und die zusätzliche Fuge, wie beim aufgesetzten Wetterschenkel, im Holz wird vermieden. Weiterhin gibt es die Möglichkeit den unteren Rahmen durch einen zusätzlichen Rahmenwetterschenkel zusätzlich zu schützen („Opferholz“) und dabei optisch aufzuwerten.
„Opferholz“
Konstruktiver Holzschutz, bei dem ein tragendes bzw. maßhaltiges Bauteil aus Holz durch zusätzliches Anbringen einer Holzverblendung vor Verwitterung geschützt ist. Der Witterung wird dieses Holz nun „geopfert“, ohne das darunter liegende Bauteile beschädigt werden. Als konstruktiver Holzschutz seien hier auch große Dachüberstände genannt. Diese bieten den besten Schutz vor Witterungseinflüssen bei Hausfassaden und deren Bauteile und sind dem chemischen Schutz vorzuziehen.
Schallschutz
Wird unterteilt in Schallschutzklassen, meist SSK abgekürzt. Diese unterteilen sich in 6 Klassen (SSK1 bis SSK6). Diese Klassen beziehen sich auf die Höhe der Verringerung des in den Innenraum gelangenden Schalldruckpegels (dB). Durch konstruktive Änderungen am Bauteil kann die Schallisolierung von Fenstern und Türen erheblich verbessert werden. Dabei werden in erster Linie spezielle Schallschutzgläser verwendet. Bei höheren Anforderungen an den Schallschutz werden z. T. zusätzliche Dichtungsebenen eingebracht bzw. müssen auch Montage und die Anschlüsse zu angrenzenden Bauteilen nach bestimmten
Regeln ausgeführt werden. In den letzten Jahren rückt das Thema Lärmschutz und Gesundheit durch eine Vielzahl von Studien mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit.
Übrigens: Denkmalschutz, Schallschutz und auch Einbruchschutz schließen sich nicht zwangsläufig aus. Kontaktieren Sie uns. Wir beraten Sie gern.
Einbruchschutz
Konstruktive Sicherung von Fenstern und Türen gegen eindringen, durchwerfen/ durchschlagen und durchschießen mit Schusswaffen. Diese Gruppen werden ihrerseits in Klassen unterteilt. Die häufigste Gruppe im Fensterbau ist die Widerstandsklasse (früher WK, jetzt RC). Diese wird unterteilt in 6 Klassen. Unterhalb von RC1 gibt es noch verschiedene Sicherheitskategorien, welche aber nicht nach Widerstandsklassen klassifiziert sind. Höhere Sicherheit wird erreicht durch Erhöhung der Anzahl von Verriegelungspunkten (Schließzapfen, Pilzköpfe) und dem Einsatz von Spezialscheiben (z.B. P4A) sowie Anbohrschutz und abschließbare Griffoliven. Auch bei der Montage von Fenstern und Türen mit erhöhten Sicherheitsanforderungen sind u .U. bestimmte Montagevorschriften zu beachten. Um ein Gebäude noch sicherer zu machen kann auch eine Einbruchmeldeanlage installiert werden. Möglichkeiten hier sind Glasbruchmelder, Bewegungsmelder sowie Magnet- und Riegelkontakte zur Überwachung des Öffnungszustandes von Fenstern und Türen. Wichtig ist hier erfahrungsgemäß die gemeinsame Beratung und Kooperation über die Mittel und Wege mit Architekten, Bauherren und den ausführenden Firmen.